Gastbeitrag von Richard.
Eine Reise nach Japan war schon lange ein Traum von mir. Und unverhofft kommt oft – letztes Jahr sagte mein Vater: Wir fliegen nach Japan! Was erwartet einen dort? Wie ist das Essen? Sind Japaner wirklich so höflich, wie alle sagen? Dies und vieles mehr waren Fragen, die mir durch den Kopf geisterten. Und ich kann sagen, dass ich in keinster Weise enttäuscht worden bin! Japan ist ein traumhaftes Reiseziel, wo Historie und Moderne auf wunderbare Weise harmonieren.
Die Anreise
Mein Vater und ich sind mit Aeroflot über Moskau zum Flughafen Tokio Narita geflogen. Durch den Zwischenstopp in Russland betrug die Reisezeit 17 Stunden, doch wer Tokio direkt anfliegt, kann das Land der aufgehenden Sonne in 11 Stunden erreichen. Vom Flughafen in die Stadt kommt man sehr bequem mit dem Bus, wir haben ungefähr 1 Stunde gebraucht.
Die Route
- Nagasaki
- Kyoto
- Tokyo
- Nikko
Nagasaki – Wo die Bombe fiel
Die Reise beginnt im Süden von Japan, in Nagasaki. Dort haben wir die Insel Deshima, das Atomic Bomb Museum und abends China Town besichtigt. Deshima ist eine künstliche Insel mitten in Nagasaki, wo während der Edo-Zeit (1603–1868) Ausländer leben durften. So wurde zur damaligen Zeit ein kontrollierter Austausch mit anderen Kulturen geschaffen, wodurch ein florierender Handel entstand. Das heutige Deshima ist eine rein museale Insel, die komplett nachgebaut wurde. Die Atombombe Fat Man hat jegliche historische Substanz in Nagasaki und Umgebung zerstört.
Am Nachmittag ging es weiter zum Atomic Bomb Museum, wo der Abwurf der Bombe und die nachfolgende Zerstörung eindrucksvoll und teilweise bedrückend dargestellt wurde. Die Fundstücke aus der Stadt, die in dem Museum ausgestellt waren, zeigten, wie verheerend die Wirkung der Bombe war. Außerhalb des Museums Fürth der Weg zum Memorial Park, wo die Stelle markiert ist an der die Bombe explodiert ist. Auch China Town in Nagasaki ist sehenswert, ein modernes chinesisches Viertel, wo wir abends essen gegangen sind. Das Viertel bildet einen tollen Kontrast zu der japanischen modernen Umgebung und es gibt Unmengen an Restaurants, wo man (mehr oder weniger) traditionelles chinesisches Essen bekommt.
Kyoto – Die Stadt der Tempel
Am darauffolgenden Tag sind wir mit dem Shinkansen Hochgeschwindigkeitszug nach Kyoto gefahren. Dort haben wir zwei Nächte übernachtet, um etwas mehr Zeit für die Stadt zu haben. Kyoto hat eine Vielzahl von Tempeln und Schreinen, von denen einer schöner als der andere ist. Wir haben den Kinkaku-ji, Ryoan-ji und Fushimi Inari-Taisha besichtigt. Durch diese Tempel bekommt man einen kleinen Eindruck, was Kyoto im Besonderen und Japan im Allgemeinen kulturell zu bieten hat. Der Goldene Tempel (Kinkaku-ji) ist ein atemberaubender Tempel inmitten eines großzügigen Parks am Nordwest-Rand der Stadt. Die oberen zwei Stockwerke des Tempels sind komplett von außen vergoldet. Bei diesem Tempel lohnt es sich früh da zu sein, da man dann noch ohne Touristenmassen in Ruhe durch den Park laufen und den Tempel von verschiedenen Punkten aus betrachten kann.
Der Tempel Ryoan-ji liegt neben dem Tempel Kinkaku-ji und ist bekannt für den „Zen-Garten der 15 Steine“. Von keinem Punkt aus kann man gleichzeitig alle 15 Steine sehen, maximal 14 sind auf einmal zu sehen. Seit mehr als 500 Jahren sind diese Steine unbewegt. Zuletzt waren wir beim Fushimi Inari-Taisha Tempel im Südosten der Stadt: Dieser Tempel ist berühmt für seine 10.000 orangenen Toriis, die über den gesamten Weg bis zum Gipfel verteilt sind. Hier lohnt es sich früh morgens zu kommen, da es keine Eintrittszeiten gibt und man morgens den Berg und seine spirituelle Seite ohne Touristen erleben kann. Sollte man später kommen, lohnt es sich bis zum Gipfel zu laufen, da dort weniger Touristen unterwegs sind. Fehlen durfte auch die Nijo-Burg im Stadtzentrum definitiv nicht. Innerhalb der Burg ist Fotografieren zwar verboten, aber ein Highlight es trotzdem: Die ersten 4 aufeinanderfolgende Gebäude sind von einem Wandelgang umfasst, der einen sogenannten Nachtigallen-Boden besitzt. Bei jedem Schritt verursacht der Boden ein Geräusch, das dem Zirpen der japanischen Nachtigall ähneln soll.
Tokyo – Historie trifft Moderne
Ein absolutes Muss in Tokyo ist das Asakusa-Viertel, das vor allem für seinen Schrein bekannt ist. Am Eingang des Schreins hängt eine riesige rote Laterne, die als beliebtes Fotomotiv genutzt wird. Der dahinterliegende Schrein lohnt sich, auch wenn es schon dunkel ist (wie in meinem Fall). Allerdings gilt auch hier wie überall in Japan: Wenn man keine Touristen auf seinem Foto haben möchte, muss man morgens so früh wie möglich kommen. Der beeindruckende Kontrast von Historie und Moderne lässt sich am besten bei der Tokio Station betrachten. Das Gebäude wird heute noch als Zugstation benutzt, ist aber im Stil des europäischen Neobarock gebaut worden.
Außen ist das Gebäude von beeindruckenden und wirklich schönen Skyscrapern umgeben. Von dort sind es nur maximal 5 Minuten bis zum Kaiserpalast in Tokyo. Die kaiserlichen Gärten lassen sich das ganze Jahr über besichtigen, aber lohnen sich vielleicht erst im Frühling so richtig, wenn dort alles blüht. Den Palast selber kann man nur 2 Mal im Jahr besichtigen, weshalb mit sehr großen Menschenmassen zu rechnen ist. Besonders schön ist aber der Hama-Rikyu-Garten. Dort gibt es auf dem See ein Teehaus, wo man im Sonnenschein draußen sitzen kann und eine beeindruckende Sicht auf das umliegende Tokio hat. Neben den Teehäusern gibt es noch eine über 300 Jahre alte Zeder, die definitiv nicht verpasst werden darf.
Nikko – Drei Affen, die nichts sehen, hören oder sagen
Nikko liegt im Norden von Tokio und ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Tokioter Bevölkerung. Der dortige Nationalpark liegt auf über 1.000 Meter Höhe und in der Umgebung gibt es einige große Skigebiete. Dort ist vor allem der Kegon-Wasserfall sehenswert. Das Wasser stürzt dort über 100 Meter in die Tiefe, was sich von der gegenüberliegende Aussichtsplattform aus gut betrachten lässt. Kulturell wichtig ist aber vor allem der Toshogu-Schrein, der zu den am reichsten verzierten Schreinen Japans gehört. Von der sonst üblichen Schlichtheit ist dort nichts zu sehen, eher braucht das Auge manchmal Zeit um alle Details aufzunehmen.
Wahrzeichen des Schreins ist die Schnitzerei der drei Affen, die nichts Böses sehen, nichts Böses hören und nichts Böses sagen. Der Rundgang führt einen einmal um das Mausoleum des erstens Shoguns (ein Titel aus dem Kriegeradel der Samurai-Kämpfer) herum. Am Ende kommt man zur Honjido-Halle, die an der Decke einen riesen gemalten Drachen besitzt. Genau unter diesem Drachen verursacht das Schlagen zweier Holzstücke einen Klang, das dem Dröhnen des Drachen ähneln soll und nur an genau dieser Stelle zu hören ist.
Währung und Sprache
In Japan wird mit Yen (JPY) bezahlt, wobei es keine Unterteilung in weitere Geldeinheiten gibt wie bei Euro und Cent. Das Preisniveau ist ähnlich zu Deutschland, daher sollte man für Japan lieber mehr Geld einkalkulieren als bei einem Urlaub in Südostasien zum Beispiel. Geld lässt sich mit einer Kreditkarte relativ problemlos bei allen gängigen großen Banken abheben, bei kleineren Instituten kann es jedoch vorkommen, dass die Karte nicht akzeptiert wird. In ganz Japan wird japanisch gesprochen, wobei man sich, vor allem mit der jüngeren Bevölkerung, auch durchaus auf Englisch unterhalten kann. Grundsätzlich sind alle Verkehrshinweise bei den ÖPNV und der Bahn auch auf Englisch vorhanden.
Japanisch lernen
- Hallo (jap. geschrieben: こんにちは / gesprochen: kon’nichiwa)
- Auf Wiedersehen (jap. geschrieben: さようなら / gesprochen: sayonara)
- Ja (jap. geschrieben: はい / gesprochen: hai)
- Nein (jap. geschrieben: いいえ / gesprochen: ie)
- Danke sehr (jap. geschrieben: どうもありがとう/ gesprochen: : domo arigato)
- Bitte sehr (jap. geschrieben: してください / gesprochen: shite kudasai)
- Prost! (jap. geschrieben: 乾杯 / gesprochen: kanpai!)
Essen in Japan
Ich habe die Woche über in Japan ausschließlich japanisch gegessen und es gab nichts, was mir nicht geschmeckt hat. In den normalen Hotels gibt es in der Regel kein westliches, sondern nur japanisches Frühstück, was schon morgens Reis, Fisch und allerlei gebratenes Gemüse bedeutet. Genauso häufig wird man die Misosuppe antreffen, ein japanisches Nationalgericht.
Wenn man in Japan ist, sollte man auch auf jeden Fall Sushi essen gehen, da sich richtiges Sushi teilweise deutlich von der europäischen Version unterscheidet. Auffällig in Japan ist auch, dass fast alle Restaurants ein Schaufenster besitzen, in dem die gängigen Gerichte als Plastik-Modell zu sehen sind. Man kann dadurch einen sehr authentischen Eindruck gewinnen, was man letztendlich essen wird. Und das Verstehen einer japanischen Speisekarte fällt dadurch auch weg.
Hygiene in Japan
Japan ist ein ausgesprochen sauberes Land. Das gilt sowohl für öffentliche Einrichtungen wie Bahnhöfe, Universitäten, Züge, Busse oder Kulturorte als auch für Hotels. Eine kleine Besonderheit der japanischen Hygiene sind die Toiletten. Japanische Toiletten weisen eine Reihe von Knöpfen und Funktionen zur Reinigung auf, die für Europäer sehr lustig sein können.
Eine Rundreise durch Japan: Good to know
- in Japan stellt man sich überall (!) ordentlich an
- man trifft in allen Einrichtungen auf viel Personal
- Japaner sind sehr höflich und versuchen einem immer zu helfen
- in japanischen Hotels braucht man nichts zum Übernachten mitzubringen, es wird alles vom Hotel gestellt (Pyjama, Zahnbürste, Zahnpasta, Seife, etc.)
- in Privathäusern wie in Tempeln müssen die Schuhe ausgezogen werden
- jedes Restaurant hat vor der Tür die gängigen Gerichte als Plastik-Modelle ausgestellt
Ich liebe Japan einfach. Von 2006-2007 habe ich dort studiert und gearbeitet, 2018 waren wir wieder zum Urlaub machen im Land. Ich kann wirklich jedem nur empfehlen einmal hinzufliegen! Dein Beitrag weckt Erinnerungen, ich glaube, ich muss mal langsam den nächsten Urlaub planen…
Liebe Tanja,
oh wie schön! Vielen Dank 🙂 Freue mich auch, bald hinzufahren! LG