Gastbeitrag von Dennis.
Möchtest du in endloser Weite die Schönheit der Monotonie spüren und herausfinden, wie sich echte Stille anfühlt, umrahmt von gigantischen Eisbergen und Fjorden? Dann wird Ostgrönland dein Herz schneller schlagen lassen. Einmalige Landschaften und unvergessliche Begegnungen mit Einheimischen prägen eine Reise in das Königreich der Arktis.
- Sprache: Inuktitut/Dänisch/Englisch
- Reiselänge: 15 Tage
- Geldbetrag: 300€
- Jahreszeit: Juli/August
- Nicht vergessen: Kopfnetz, Sonnencreme
Die Anreise
Die Arktis ist näher als man glaubt. Von Deutschland aus geht die Anreise über Reykjavik (Island) nach Kulusuk (Ostgrönland). Vom lokalen Flughafen in der Stadt Reykjavik selbst starten 2x pro Tag kleine Maschinen der Fluggesellschaft Air Iceland in Richtung des kleinen Flughafens auf der Insel Kulusuk. Die Flugzeit liegt bei etwa 1 1/2 Stunden, ehe man die größte Insel der Welt erreicht. Grönland misst rund 2,2 Millionen Quadratkilometer, hat aber nicht mal 60.000 Einwohner. Die indigene Bevölkerung sind die Inuit, welche bereits seit 5.000 Jahren in Grönland leben. Bereits beim Landeanflug wird man bei guter Sicht aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, das Meer gefriert vor unseren Augen, riesige Eisberge treiben im Meer und die schroffen Berge säumen die Küste. Man könnte meinen: Hier beginnt das Ende der Welt.
Der Flughafen auf Kulusuk ist sehr klein und besteht nur aus einer Sandpiste. Schnell ist die Gepäckabholung erledigt und man kann wahlweise mit einem Helikopter in den Hauptort Tasiilaq fliegen oder per Motorboot die Reise beginnen. Während der Helikopterflug nicht mal eine Stunde dauert, kann eine Bootstour, je nach Eislage, mehr als 2 Stunden in Anspruch nehmen. Dafür sieht man bei einer Bootsfahrt aber auch mehr. Die ersten Eisberge treiben direkt neben dem Boot im Meer und mit etwas Glück sieht man Wale. Nachdem das Boot in den Kong Oscar Fjord abgebogen ist, wird die See sehr ruhig. Nicht umsonst heisst Tasiilaq “wie ein ruhiger See” übersetzt. Und dann taucht der Hauptort mit weniger als 3.000 Einwohnern auf der Hauptinsel Ammassalik vor einem auf. Wenn sich die Anreise schon abenteuerlich angefühlt hat, so kann nun das richtige Abenteuer beginnen.
Was man über Ostgrönland wissen sollte
Es empfiehlt sich schon vor Beginn der Reise, sich beim Roten House oder The Red House (https://the-red-house.com/de/home.html) anzumelden und ggf einen Zeltplatz oder ein Zimmer im gleichnamigen Gästehaus zu buchen. Der Ansprechpartner ist der ehemalige Südtiroler Extremsportler Robert Peroni, welcher seit über 30 Jahren in Grönland lebt und selbst als erster Europäer 1983 die Insel an der breitesten Stelle über das Inlandeis gequert hat. Eine Anmeldung bzw. Buchung wird dringend empfohlen, da die Auswahl von Unterkünften sehr gering ist und direkt hinter der Ortschaft die Wildnis beginnt.
Grönland ist an der Küste im Sommer weitgehend eisfrei und die Landschaft wird von bunten Blumen, besonders der arktischen Heide, geprägt. Es gibt viele Wander- und Ausflugsmöglichkeiten. Von Bootsausflügen bis zu Inlandeis, Wal, Eisbär, oder Moschusochsensafaris oder lokal geführten Wanderungen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die meisten der Aktivitäten können beim Roten Haus gebucht werden. Wer auf eigene Faust unterwegs sein möchte, kann sich auch per Boot in die einsame Natur bringen lassen. Es empfiehlt sich jedoch, dies bei dem Roten Haus anzumelden und sich über den Gebrauch mit Schusswaffen im Klaren zu sein. Grönland ist Bärenland. Genauer genommen Eisbärenland. Nicht umsonst nehmen sich die meisten Besucher einen lokalen Jäger als Wanderführer oder gehen auf einer bereits organisierte Reise (z.B. www.traveltolife.de) mit.
Unterwegs in Ostgrönland
In Ostgrönland gibt es kein Straßennetz. Tasiilaq besitzt ein wenig Asphaltstraße und Piste, aber kein Ort ist mit dem anderen verbunden. Es gibt keine Busverbindungen, keine Bahn usw. Die einzigen Möglichkeiten eine andere Ortschaft zu erreichen sind der Helikopter und das Motorboot. Auch hier kann das Rote Haus Auskunft geben.
Besonderheiten und Empfehlungen
Die pure Wildnis: Zelten am Knud Rasmussen Gletscher. Per Boot von Tasiilaq in die unendliche Wildnis. Der Gletscher kalbt direkt vor dem Camp in den Fjord und wieder ein gigantischer Eisklotz zu treiben beginnt, verschwindet jegliches Geräusch. Hier findet man wahre Stille vor.
Per Boot in das Jäger-Dorf Kuummiut: Etwas mehr als eine Stunde entfernt vom Hauptort kann man am Fjord sein Zelt aufstellen und das Dorf Kuummiut samt Einwohnern besuchen. Nur Jäger und Fischer leben in dem kleinen Dörfchen umrundet von majestätischen Bergen. Nach kurzer Zeit wird man von den Einwohnern begrüßt und angesprochen. Hinter dem Dorf, abseits des Helikopterplatztes, beginnen wunderschöne Wanderungen in Richtung des Tuno-Fjords.
Endzeitstimmung bei Bluie East: Eine ehemalige US- Militärbasis liegt verlassen entlang des Ikateq Fjords und lädt zu einem Besuch ein. Abseits der alten Fahrzeuge, welche in den Boden einsinken, gibt es eine 2,5 Kilometer lange Landebahn, viele leere Fässer und das Gerippe eines alten Hangers. Hinter der Basis erheben sich grandiose Berge und ein kleiner See macht das ganze zu einer lieblichen Kulisse. Wer also Endzeitstimmung in der Arktis erleben möchte, ist hier richtig aufgehoben.
Deine Reise durch Ostgrönland – Währung und Preise
Da Grönland zwar einen autonomen Status hat, aber dennoch Dänemark zugehörig ist, zahlt man in Grönland mit der Dänischen Krone (DKK). In Tasiilaq gibt es eine ATM-Maschine im lokalen Supermarkt, man kann aber teilweise auch mit Kredikarte bezahlen. Es empfiehlt sich immer, Bargeld bei sich zu haben. Die Supermärkte haben eine recht gute Auswahl an Produkten, jedoch ist die Verfügbarkeit von Transportschiffen abhängig, welche es im Winter schwer haben, die Ortschaften zu erreichen. Es sei gleich gesagt, dass das Preisniveau hoch ist. Man sollte entsprechend etwas mehr Geld einplanen. Wer nicht selber kochen möchte, kann auch Abends mit Reservierung im Roten Haus einkehren und eine kulinarische Reise zwischen Italien und Grönland unternehmen.
Die Sprache Ostgrönlands
“Inuktitut” oder auch “Tunumiisut” wird übersetzt als die “Sprache der Menschen” und gehört zu den ostkanadischen Dialektgruppen der “Inuitsprachen”. Bis zum heutigen Tag ist in Grönland, vor allem in Ostgrönland, das “Grönländische” (mit einem 20-Buchstaben-Alphabet) Amtsprache und wird von Kindern, wie Erwachsenen gesprochen. In der Schule wird Dänisch und auch Englisch unterrichtet, welches von vielen Jungen Leuten in Grönland gesprochen wird. Es ist jedoch schön, wenn sich die Herzen der Einwohner öffnen, wenn man ein paar Worte des “Grönländischen” spricht.
- Danke: qujanaq
- Guten Tag/Hallo: kutaaa
- Auf Wiedersehen/Tschüss: baaj
- Ja: iii
- Nein: naamik
Unterkünfte
Wer früh bucht, kann ein Zimmer im Roten Haus ergattern, welches einfach eingrichtet ist, aber eine wunderschöne Aussicht auf den Fjord bietet. Dass Rote Haus wird von Einheimischen unter Leitung von Robert Peroni geführt und ist neben einer Schlafmöglichkeit auch gleichzeitig Ansprechpartner für Ausflüge in die Nähe oder weiter entfernte Abenteuer. Alle Informationen und Preise findet man auf dieser Website. Ausflugsziele in der Nähe: Der Hauptort Tasiilaq bietet neben Alltag in der Ortschaft auch Möglichkeiten zu Wanderungen in der Umgebung. Der Weg ins Tal der Blumen ist eine schöne und einfache Wanderung mit wenigen Höhenmetern und bietet vor allem im Sommer ein Meer an bunten Blumen und Pflanzen entlang des Weges.
Auch der “Hausberg” Qaqertivagajik ist in runf fünf Stunden erwandert, auch wenn diese Wanderung schon ein wenig intensiver ist, da die Wanderung über sehr steile und schotterige Hänge führt. Entspannter hingegen sind lokale Wanderungen in Richtung des Polarstroms mit nur 100 Höhenmetern und abschließender Umrundung eines Sees, welcher zum Baden einlädt. Wichtig ist: Bei allen Wanderungen ausserhalb der Ortschaft kurz im Roten Haus Bescheid zu sagen, welche Tour man vorhat und sich über die aktuelle Situation des Wetters und die eventuelle Sichtung von Eisbären zu informieren.
Die gesellschaftliche Situation der Grönländer ist geprägt von sozialen Spannungen, wovon wir Besucher relativ wenig mitbekommen. Es ist wahrscheinlicher, öffentlichen Alkoholismus zu sehen, als Opfer eines Verbrechens zu werden. Auch wenn die Arbeitslosigkeit in Ostgrönland bei 90% liegt, sind die Inuit ein sehr zurückhaltendes und Fremden gegenüber friedliches Volk, was nicht heisst, dass es häusliche Gewalt nicht durchaus gibt. Es ist ratsam, immer stets freundlich und zurückhaltend zu sein und nicht den “reichen Weissen” vor der Bevölkerung zu spielen. Die Grönländer wissen um ihre Situation und auch Diskussionen darüber sind unnütz und tunlichst zu vermeiden. Auch wenn es ein “Müllproblem” in den Ortschaften und teilweise in der Landschaft gibt, so sollte man auf seinen eigenen Müll gut acht geben. Es hilft nicht, noch mehr Müll zu produzieren, sondern eher darauf zu achten, keinen zu hinterlassen.
Über den Autor
Dennis arbeitet seit 10 Jahren als Reiseleiter in nördlichen Gebieten; er ist Outdoorguide in Grönland, Kamtschatka, Spitzbergen, Island und Alaska. Zudem reist er auch privat, zum Beispiel durch Japan, Nepal, Rumänien, Irland und Schottland. Hier findest Du seinen Beitrag über Alaska.