Reisen abseits der Touristenmassen? – 10 Lektionen und Tipps für einzigartige Reiseziele

Heute stelle ich Dir 10 Reiseziele vor, bei denen ich 10 Lektionen gelernt habe. Der Preis für den Aufwand und die Extramühe waren Orte, die völlig abseits der Touristenmassen liegen. An denen ich teilweise keine Menschenseele aus Europa gesehen habe. Und die meine Reisen durch ihre Authentizität enorm bereichert haben. Ich bin dankbar für jede einzelne Lektion und werde sie selbst auch für kommende Reisen beherzigen.

Lektion 1

Viel Aufwand in Kauf nehmen – Algerien

Nach Algerien zu reisen, war eine kleine Herausforderung. Für den Visumsantrag muss man entweder eine Einladung, zum Beispiel von einer Universität oder eine Privatperson vor-, oder seine Hotelreservierungen und Gründe für die Reise offenlegen. Dazu kommen Gehaltsnachweise und anderer Papierkram. Auch in Algier selbst war der Aufwand des Herumfahrens recht hoch, denn ohne einen Fahrer hätten wir uns überhaupt nicht von A nach B bewegen können. Selbst die Kasbah, die historische Altstadt, dürfen Touristen nicht ohne einen Guide betreten. Apropos Touristen, ich habe während unseres Aufenthalts keinen zu Gesicht bekommen. Der Aufwand hat sich mehr als gelohnt und Algerien bleibt sicherlich noch eine Weile das besonderste Land, das ich je bereist habe.

Algier

Lektion 2

Aufbruch ins Unbekannte – Georgien

Viel habe ich vor unserer Reise nach Georgien nicht über dieses Land gelesen. Zum einen, weil es nur eine begrenzte Zahl an Beiträgen und richtig guten Berichten im Internet gab, zum anderen, um einfach mal ins Unbekannte aufzubrechen. Georgien ist mein absoluter Geheimtipp. Ein Land, das ich jedem ans Herz lege, der gerne mal etwas „ganz besonderes“ sehen möchte. Am beeindruckendsten war für mich persönlich die georgische Natur. Die Berge, Flüsse und Seen, wie zum Beispiel in Mzcheta, die alten Klöster und freundlichen Einwohner. Aber auch Tiflis hat einen ganz besonderen Charme, den im April auch die nicht vorhandenen Touristen unterstützt haben.

Mzcheta

Lektion 3

Über den eigenen Schatten springen – Iran

Immer, wenn ich darüber nachdenke, welches Land den größten Kontrast zu meinem Leben in Deutschland bildet, komme ich zum gleichen Schluss: Im Iran läuft einfach alles völlig anders. In diesem Land musste ich das eine oder andere Mal über meinen eigenen Schatten springen, um eine Situation zu meistern und mich zurechtzufinden. U-Bahn fahren in einer 20 Millionen Einwohner Stadt? Auf einem riesigen, völlig überfüllten Bazar in Tehran auf Persisch feilschen? Sich einen Plan B ausdenken, wenn der Reisebus mitten in der Wüste feststeckt? Im dreckigsten Hotel meiner gesamten Reiseerfahrung schlafen? Heiratsangeboten ausweichen? Für eine Freundin veganes Essen auftun? Jeden Tag mit einem Kopftuch rumzulaufen? Das hieß es für mich, im Iran über meinen eigenen Schatten zu springen.

Khomeinis Grab

Lektion 4

Auf’s Bauchgefühl vertrauen – Libanon

Für Teile des Libanons gibt es immer wieder Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes. Statt aber dort nicht hinzureisen, haben wir entschieden, vor Ort Vorsicht walten zu lassen. Nicht in gefährdete Regionen fahren, immer ein offenes Ohr für Neuigkeiten haben und seinen Menschenverstand einschalten. Der Libanon ist ein kulturell sehr reiches und schönes Land und europäische Touristen sieht man außerhalb von Beirut kaum. Gerade deswegen hat sich unser Besuch hier, 2014 und 2017, sehr gelohnt.

Der Hafen von Beirut

Lektion 5

Kontakt zu Locals knüpfen – Aserbaidschan

Die Gastfreundschaft in Aserbaidschan war einfach unglaublich. Eine Bekannte von uns mobilisierte während unseres Aufenthalts ihre ganze Familie, Kinder, Enkel, Schwager, Ehemann, Nichten und Neffen, um uns einen schönen Aufenthalt zu ermöglichen. Wir wurden konsequent eingeladen und sogar 90 Minuten bis zu einem besonders schönen Ressort am Kaspischen Meer gefahren, um dort frischen Fisch essen zu können. Wir wurden durch die ganze Stadt geführt und mitten in der Nacht vom Flughafen abgeholt und dorthin gebracht. Der Kontakt zu den Locals hat uns eine völlig neue Perspektive auf das Land ermöglicht und uns zu Orten geführt, die wir sonst niemals gesehen hätten.

Die Aliyev-Moschee in Baku

Lektion 6

Armut ins Auge blicken – Uganda

Außer einer Touristengruppe, die eine Gorilla-Tour gebucht hatte, habe ich während meines Aufenthalts in Uganda nur Einheimische gesehen. Und so viel Armut. Eine wichtige Erfahrung, die jedem Vielreisenden früher oder später begegnen wird. Die Frage dabei ist, wie man mit extremer Armut umgeht. Ignoriert man sie, weil man sich dann besser fühlt? Oder beginnt man, ihr ins Auge zu blicken? Ich persönlich war mit 18 Jahren soweit, als ich 2013 für einige Zeit in Uganda lebte und bei einem sozialen Projekt mitgearbeitet habe. Aber was heißt „ins Auge blicken“? Dass man sich der privilegierten Stellung, die wir in Zentraleuropa genießen, bewusst wird. Dass man aufhört, so zu tun, als wäre beim Reisen immer alles perfekt. Und dass man sich überlegt, wo man selbst in den Prozess von Armut eingreifen und etwas bewirken kann.

Uganda

Lektion 7

Zwergstaaten nicht vergessen – Andorra

Zwar sind viele europäische Zwergstaaten – so wie Monaco und Malta – völlig überlaufen, doch ist Andorra ein echter Geheimtipp. Andorra la Vella ist die höchste Hauptstadt Europas und liegt inmitten der Pyrenäen. Besonders im Sommer, wenn es keinen Skitourismus gibt, ist es hier ruhig und gemütlich. Von Barcelona und Toulouse aus kann man den Zwergstaat zwischen Spanien und Frankreich gut erreichen.

Andorra

Lektion 8

Krankheiten gehören dazu – Äthiopien

Eine wichtige Lektion, wenn man sich abseits der Touristenmassen bewegt, können die hygienischen Bedingungen vor Ort sein. Natürlich ist fehlende Hygiene auch in Touristenhochburgen möglich, aber meistens in eingeschränkterer Form. Nachdem ich jahrelang – auch in Afrika – ohne krank zu werden umhergereist war, erwischte es mich zum allerersten Mal in Äthiopien. Einen Tag lang war ich so ausgeknockt, dass ich mein Bett nicht verlassen konnte und leider ein paar der wunderschönen Felsenkirchen in Lalibela verpasst habe. Meiner Meinung nach sollte man vorsichtig und umsichtig mit schlechten hygienischen Bedingungen umgehen, sich aber nicht verrückt machen. Schließlich gehören Krankheiten zum Reisen dazu.

Addis Abeba

Lektion 9

Klischees überwinden – China

China kann sehr authentisch und ursprünglich sein, wenn man sich außerhalb der typischen Touristenpfade bewegt. Mir persönlich hat es gut getan, meine Klischees zu überwinden und mir einfach ein eigenes Bild von diesem unglaublich diversen Land zu machen. Zu den interessantesten Erfahrungen, die wir in Städten wie Xi’an und Yichang gemacht haben, gehörten die chinesischen Märkte, Street Food Stände und Bazare. Hier, abseits der Supermärkte für Touristen, fanden wir frittierte Meeresbewohner, Schweine- und Kalbsfüße und Früchte in allen erdenklichen Farben. Auf jeden Fall möchte ich irgendwann in den chinesischen Westen bis nach Tibet reisen.

Frittierte Meeresbewohner

Lektion 10

Für Überraschungen offen sein – Mazedonien

Auch in Mazedonien trafen wir auf keine Touristen, dafür aber auf eine Überraschung: Die Hauptstadt Skopje begeisterte uns von der ersten Sekunde an und unsere Tour durch die Altstadt, den Obst- und Gemüsebazar und unser Essen auf dem Marktplatz werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Auf keinen Fall sollte man Osteuropa unterschätzen, wo es an vielen Stellen kaum Touristen gibt. Ähnlich ging es uns um Beispiel auch in Albanien, Serbien, Bulgarien und dem Westen von Rumänien.

Die historische Innenstadt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert