Unter dem Motto: Urlaub.
Etappe 24
Olveiroa – Fisterra (31 Kilometer)
Good to know
- Die gesamte Etappe ist 35 Kilometer lang, sie war unsere größte Herausforderung
Unsere Erfahrung
War unsere 1. Etappe „nur“ 19 Kilometer lang, beginnt heute der härteste Tag von allen. 31 Kilometer geht es von Olveiroa nach Fisterra, wo wir in unsere Herberge einchecken werden. Danach geht es weitere 4 Kilometer zum Kap Fisterra, dem „Ende der Welt“, wo wir den Sonnenuntergang anschauen wollen und 4 Kilometer zurück zur Herberge. Hätte man mir am ersten Tag unseres Jakobswegs gesagt, dass ich am letzten Tag 40 Kilometer am Stück laufen werde, hätte ich der Person nicht geglaubt. Doch scheint selbst das, im Vergleich zu Leuten, die wir getroffen haben und die 50, 60 und sogar 70 Kilometer an einem Tag gepilgert sind, noch nicht die Grenze zu sein. Ein Mann erzählt uns, er sei 84 Kilometer bis nach Santiago durchgelaufen.
Außerdem kommt es sehr darauf an, mit welchen Erwartungen man in den Tag startet. An den Tagen, an denen ich wußte, dass wir nur 25 Kilometer pilgern werden, fiel mir jeder Schritt ab Kilometer 20 schwer. Wenn wir aber von Anfang an wußten, dass wir 30 Kilometer gehen, lief sich diese Strecke genauso gut, wie eine kürzere. Heute ist außerdem der bisher kühlste Tag. Zum ersten Mal benutzen wir auch unsere Regenjacke, die wir 580 Kilometer durch Spanien getragen haben, und sind eigentlich ganz froh drum. Nach einer ausgiebigen Pause in Cee, einer sehr schöner Hafenstadt, laufen wir die letzten Kilometer Richtung Fisterra an der Küste entlang. Hier beginnt mein Highlight des Jakobsweges!
Übernachten in Fisterra
- Absolute Empfehlung: Herberge Do Sol (11€, Camping 7€)
Etappe 25
Fisterra – Kap de Fisterra (4 Kilometer)
Good to know
- Die kürzeste Etappe führt einen Berg hinauf, ist aber sehr angenehm
- Nimm Dir was zum Picknicken mit aufs Kap hinauf
Unsere Erfahrung
Als wir es nach Fisterra geschafft haben, breitet sich bei uns allen Erleichterung aus. 600 Kilometer sind wir durch Nordspanien gepilgert, haben in 25 verschiedenen Herbergen und Hostels geschlafen und jeder körperlichen Anstrengung getrotzt. Wir haben gegen Bettwanzen gekämpft – und gewonnen –, viele Kompromisse beim gemeinsamen Wandern geschlossen und unglaubliche Bekanntschaften gemacht, die mich persönlich noch lange prägen werden. Wir sind jeden Morgen gegen 6 oder 6.30 Uhr los gepilgert, haben uns am Sternenhimmel und jeder Menge gelben Pfeilen orientiert, uns zweimal verlaufen, viel gelacht, diskutiert, uns neue Sichtweisen angehört und angeeignet und sind an unsere Grenzen gestoßen.
All diese Gefühle kommen jetzt in uns hoch, als wir zum Kap Fisterra laufen, den Grenzstein mit dem Hinweis „0,0 Kilometer“ darauf sehen und uns neben den großen, weißen Leuchtturm hinsetzen und den Sonnenuntergang beobachten. Im Supermarkt haben wir ein kleines Picknick zusammen gestellt und viele Freunde und Mitpilger haben sich bei uns versammelt. Wir stoßen auf unseren Monat an, auf unsere gemeinsame Zeit, auf unsere Entscheidungen, die wir hier am Ende der Welt fällen. Viel mehr noch als in Santiago fällt uns hier in Fisterra eine unsichtbare Last von den Schultern und machen einem breiten Grinsen auf unseren Lippen Platz. Wir haben es tatsächlich geschafft!
Unsere Abreise
Finisterra – Santiago de Compostela – Düsseldorf
Heute ist der Tag der Abreise gekommen. 30 Tage haben wir in Spanien verbracht und sind 600 Kilometer von Burgos bis nach Kap Fisterra gelaufen. Die 4 Wochen haben mich gefordert und reich beschenkt. Sie haben mir gezeigt, dass ich nicht nur an meine Grenzen stoßen, sondern auch weit über diese hinaus gehen kann. Dass kleine Gesten die Welt bedeuten können. Dass niemand zu alt, zu krank oder zu langsam für den Jakobsweg ist. Dass man eh nicht zu weit im Voraus planen kann, weil bereits schon am nächsten Tag oft alles ganz anders kommt. Dass man immer Kompromisse eingehen muss. Dass mir Pilgern sehr viel Spaß macht. Dass ich noch lange nicht fertig bin mit dem Jakobsweg.
Auf dem Jakobsweg haben immer alle gesagt: „Das ganze Leben ist ein Camino“. Jede Etappe stellt einen anderen Lebensabschnitt dar, jede neue Begegnung, Unterkunft oder Hürde eine Parallele in Deinem Leben. Neben so vielen guten Dingen – Sonnenschein, keine Verletzungen, keine Krankheiten, keine Verluste – gibt es auch Missgeschicke und Unannehmlichkeiten wie unsere Bettwanzen. Aber wenn man beginnt, über diese Dinge hinwegzusehen und positive Gedanken in Deinem Leben die Oberhand gewinnen, dann werden sich Dankbarkeit und Glücksgefühle in Dir breit machen, die einen von Innen ausfüllen. Diese Gefühle haben wir alle auf dem Jakobsweg erlebt und sie werden bei uns bleiben.
Alle Berichte zum Jakobsweg
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