Was ist denn der “Orient”?
Das Empfinden von einem “orientalischen Land” variiert sicher von Person zu Person. Dennoch wird jeder Assoziationen mit dieser geheimnisvollen Region haben, die auch als Morgenland bezeichnet wird. So viel man auch davon erzählt, von der Schönheit und der Gastfreundschaft dieser Länder kann man sich nur selbst überzeugen. Im Folgenden möchte ich Euch 10 Tipps vorstellen WIE, WANN und WO man den Orient am besten bereisen kann.
1. Ziele im Orient
Da “der Orient” eine unglaubliche Vielfalt an Reise-Zielen zu bieten hat, stelle ich Euch nur 6 Ziele in 3 Ländern vor, die ich bei meinen Reisen als sehr sicher erlebt habe. Jordanien eignet sich hervorragend als “Einstieg” in den Orient, Marokko wäre ein “zweiter Schritt” und für ganz Mutige bietet sich der Iran an:
- Jordanien
- 1. Amman: Die Hauptstadt Jordaniens ist recht westlich organisiert. Die faszinierende Geschichte dieser Stadt und die Überbleibsel aus alten Kulturen sind ein besonderes Highlight
2. Petra: Den wohl schönsten Tag meines Lebens habe ich in Petra verbracht. Selbst vor Ort kann man kaum fassen, dass man wirklich inmitten dieser geheimnisvollen Stadt der Nabatäer steht
- Marokko
1. Marrakesh: Das Besondere an dieser durch und durch orientalischen Stadt ist der unüberschaubare Bazar. Hier kann man nach Herzenslust handeln, einkaufen und die emotionale Kultur der Marokkaner kennen lernen
2. Fès: Die alten, traditionellen Manufakturen zeichnen Fés aus. Nicht nur Stoffe und Lederarbeiten, sondern auch Kupfer, Schmuck und Kleidung werden hier immer noch per Hand verarbeitet und verkauft
- Iran
1. Teheran: Die laute und chaotische Hauptstadt Irans könnte orientalischer nicht sein. Neben bunten Moscheen und verwinkelten Bazaren findet man hier auch wunderschöne Schlösser und riesige Parkanlagen
2. Isfahan: Wiederrum das Herzstück dieser Stadt ist der rechteckig angelegte Bazar. Die Preise hier sind derartig niedrig, dass man fast das Gefühl hat, gar nichts zu bezahlen
2. Einkäufe im Orient
Der Orient hat viele Produkten zu bieten, für die die Region zu Recht berühmt geworden ist. Meist sind sie vor Ort nicht nur wesentlich billiger als in Europa, sondern auch authentischer, da sie vor Ort hergestellt werden. Dazu gehören:
- Öle: Besonders das Arganöl aus MAROKKO ist weltberühmt. Dank der Vielzahl an Argan-Bäumen in Marokko ist die Produktion gesichert
- Stoffe: Die Farbenpracht und Vielzahl an Stoffen ist im Orient immens. Dabei bezahlt man nur etwa die Hälfte der Preise in Deutschland
- Gewürze: Auch die Gewürze sind preislich und geschmacklich nicht mit denen in Europa zu vergleichen. Besonders Currys und Kräuter sind einen Kauf wert
- Lederarbeiten: Die per Hand gegerbten und bearbeiteten Lederarbeiten aus MAROKKO sind wunderschön und ewig haltbar. Vorsicht vor Fälschungen!
- Süßigkeiten: Die landestypischen Süßigkeiten aus der TÜRKEI oder dem IRAN sind im Orient frisch erhältlich. Bevor man etwas kauft, kann man alles durchprobieren
3. Das Handeln im Orient
Generell ist im Orient hartnäckiges Verhandeln angesagt. Ein Händler macht an touristischen Orten auch dann noch Gewinn mit seiner Ware, wenn er nur 1/3 bis 1/5 des Preises erhält, den er verlangt hat. Es ist schwierig, keinen überteuerten Touristenpreis zu bezahlen, aber in jedem Falle ist das Handeln eine Erfahrung wert:
- Wenn man sich für einen Gegenstand interessiert, sollte man nie sofort zeigen, wie gerne man ihn haben möchte. Am besten ist es, beiläufig zu fragen, wie viel er kosten soll
- Der Händler wird niemals sofort den Preis nennen, sondern erst einmal auf Material und Qualität des Produktes eingehen und behaupten, man bekäme einen Freundschaftspreis: Man muss also erneut fragen
- Sobald der Händler seinen Preis genannt hat, sollte man deutlich machen, dass der Preis unangemessen hoch ist (da Ihr als Touristen kommt, wird er das auch sein)
- Wenn der Händler behauptet, eine Tasche würde meinetwegen 25€ kosten (sie ist aber nur 5-10€ wert) und man möchte nur 10€ bezahlen, sollte man dem Händler 5€ vorschlagen. Sagt man direkt 10, wird man am Ende mehr bezahlen müssen
- Geht der Bazari auf das Geschäft ein, wird er sagen, 20€ sei sein Minimum. Wenn es gut läuft sagt Ihr 8, er sagt 15, Ihr sagt 10 und Ihr konntet Euren Preis durchsetzen
- Viele Bazaris werden ungehalten darüber sein, von Euch so niedrige Preisvorschläge zu hören. Keine Sorge, das Handeln hat eine Jahrhunderte lange Tradition im Orient und gehört einfach dazu. Wenn man Einheimische beim Handeln sieht, wird man ähnlich empörte Verkäufer und Käufer beobachten können
- Ist dem Verkäufer Euer Preis wirklich zu niedrig, wird das Geschäft nicht zustande kommen (ist Euch der Preis trotz des Handelns zu hoch, gilt dasselbe)
4. Die richtige Kleidung für den Orient
Die richtige Kleidung für den Orient zu wählen, ist nicht schwierig. Sie konsequent zu tragen, ist aus Respekts- und Sicherheitsgründen auch unbedingt zu empfehlen. Sinnvolle Kleidungsstücke für Reisen durch den Orient sind:
- Lange Hosen: Sie sind praktisch und in jedem Fall angemessen. Da es im Orient zwischen Frühling und Herbst sehr heiß wird, sind sie in der lockeren, luftigen Variante am empfehlenswertesten
- Röcke oder Kleider, die über das Knie reichen: Kürzer sollten Röcke und Kleider nicht sein, denn das wäre unangemessen und respektlos gegenüber der Religion und Kultur dieser Länder
- Langärmlige Blusen: Wenn man lange Hosenbeine und lange Ärmel trägt, schützt man seine Haut ideal vor der heißen Sonne und der Körper hat die Chance, sich zu kühlen. Man schwitzt also weniger, als in kurzer Kleidung!
- T-Shirts: Wer gerne T-Shirts trägt, kann dies problemlos tun (Ausnahme: Iran, ländliche Gegenden in Marokko), sie sollten jedoch keinen tiefen Ausschnitt haben und nicht durchsichtig sein
- Tücher: Sind überaus hilfreich! Wer eine Moschee von innen sehen möchte, zieht es sich schnell über, wenn es stürmt, schützt es Augen, Mund und Nase, wenn die Situation es verlangt, kann man es sich schnell umschlingen
5. Was man im Orient nicht verpassen sollte
Diese Dinge sollte man sich “im Orient” auf keinen Fall entgehen lassen, denn sie charakterisieren ihn, sind bleibende Erinnerungen und werden einem teilweise helfen, diese “fremde Kultur” besser kennen zu lernen und zu verstehen:
- Ein Besuch bei Einheimischen: Wer Freunde im Orient hat oder auf seiner Reise eine Familie kennenlernt, der wird nicht drum herum kommen, von ihnen zum Essen eingeladen zu werden. Man sollte sich an solchen Abenden nichts weiter vornehmen, da stundenlang zusammen gesessen und gegessen wird
- Traditionell Essen gehen: Das Essen im Orient ist eine umwerfende Erfahrung, denn es ist immer reichlich und sehr vielfältig. Besonders bei den Vorspeisen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wer die Chance hat, sollte einmal in der Ramadan-Fastenzeit mit den Muslimen zusammen das “Fasten brechen”
- Eine Nacht in der Wüste: In Marokko (Sahara) oder in Jordanien (Wadi Rum) werden einzelne oder mehrere Nächte in Beduinen-Zelten angeboten. Diese authentische Erfahrung einer erneut völlig anderen Kultur ist etwas ganz besonderes
6. Mit “komischen Situationen” zurecht kommen
Wie auch überall sonst auf der Welt, kann es im Orient zu komischen Situationen kommen, die Dir fremd vorkommen, in denen Du Dich unwohl fühlst oder nicht weißt, was Du machen sollst:
- Situation 1.: Du möchtest einen fremden Mann wie von Dir Zuhause gewohnt begrüßen und streckst ihm die Hand hin. Er macht allerdings keinerlei Anstalten, Deine Hand anzunehmen. Zieh Deine Hand einfach zurück, bleib ruhig und lächle zurück. Einen Mann, der einer Frau nicht zu nahe kommen möchte, begrüßt man üblicherweise, indem man seine rechte Hand auf sein Herz legt und den Kopf leicht senkt.
- Situation 2.: Du kommst in einen Laden hinein, der sich auf einem Bazar in Marokko oder dem Iran befindet. Im Laden wird auf Dich eingeredet, Dir werden Komplimente gemacht und Dir wird Tee angeboten. Bleib bestimmt und lass auf keinen Fall Körperkontakt zu. Du kannst den Tee ruhig annehmen. Er verpflichtet Dich nicht, etwas zu kaufen. Wem Du allerdings anfängst zu handeln, erwartet der Verkäufer auch, dass Du etwas kaufst.
- Situation 3.: Womit wir bei der letzten Situation wären, in der ich mich schon häufig wiedergefunden habe. Man hat gehandelt, hat sich auf einen (aus Deiner Sicht) fairen Preis geeinigt, doch der Besitzer des Ladens wirkt sauer. Kümmer Dich nicht darum. Natürlich solltest Du die Verkäufer nicht ausnehmen, aber eine solche Reaktion ist nicht Deine Schuld.
7. Eine Unterkunft im Orient finden
Die schönsten Unterkünfte im Orient sind, meiner Meinung nach, die traditionellen Übernachtungsmöglichkeiten, die entweder tatsächlich noch erhalten oder für Touristen restauriert wurden. Ein bekanntes Beispiel für eine solche Unterkunft sind die sogenannten “Riads” in Marokko. Ich würde jedem empfehlen, die Erfahrung zu machen, in einem solchen Hostel oder Hotel zu übernachten.
Im Libanon und in der Türkei gibt es sehr schöne osmanische Herbergen, die man ebenfalls buchen kann. Im Iran habe ich im schönsten Hotel geschlafen, in dem ich je war. Falls ihr jemals nach Kashan kommt, müsst ihr auf jeden Fall im “Ehsan Traditional House” übernachten. Portale wie booking.com oder hostelworld.com haben mir immer immens geholfen, eine schöne, traditionelle und nicht zu teure Unterkunft im Orient zu finden.
8. Fünf “ungewöhnliche” orientalische Orte
Du hast Lust, mal etwas völlig anderes zu sehen? Die typischen Ziele im Orient wie Marokko und die Türkei sind nicht genug für Dich? Dann kann ich Dir diese 5 Ziele nur ans Herz legen:
9. Gastfreundschaft im Orient
Die Gastfreundschaft im Orient ist sprichwörtlich, doch ich habe sie dort auch wirklich so erlebt. Viele Menschen sind wahnsinnig hilfsbreit und sehr tolerant gegenüber Ausländern, versuchen, Kontakt aufzunehmen und neue Bekannte zu beschenken. Im Iran nahm sich eine fremde Person tagelang für uns Zeit, um uns die Stadt Qom, die Umgebung und landestypische Spezialitäten zu zeigen.
Natürlich durften wir nichts bezahlen und als wir auch noch erfuhren, dass wir einen Anwalt tagelang von seiner Arbeit abgehalten hatten, fühlten wir uns richtig schlecht. Getoppt wurde das ganze noch, als wir uns am Ende noch iranische Süßigkeiten aussuchen und mit nach Hause nehmen “mussten”. So eine Begegnung kann extrem sein, doch ist auch etwas ganz besonderes.
10. Noch mehr von meinen Orient-Erfahrungen
Vielleicht findest Du in meinen Reiseberichten noch ein wenig Inspiration:
- Iran: Rundreise, Teheran, Isfahan, Kashan, Qom
- Libanon: Beirut, Byblos, Sidon
- Israel/Palästina: Rundreise, Jerusalem
- Marokko: Rundreise, Marrakech, Sahara
- Jordanien: Rundreise, Petra, Amman
- Aserbaidschan: Baku
- Türkei: Istanbul
- Algerien: Algier
Gastbeiträge zum Orient:
Disclaimer: Welche Länder sicher zu bereisen sind, entnimmst Du am besten der Seite des Auswärtigen Amtes.
Ich übernehme keine Verantwortung dafür.
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So wunderschöne Fotos! Da blüht gleich bei mir das Fernweh auf 🙂 Marrakesh steht auch ganz weit oben auf meiner Reiseliste.
Liebe Grüße
deine Sandra
Vielen Danke liebe Sandra 🙂
Marrakesh kann ich Dir am wärmsten für den März empfehlen!
Liebe Grüße
Esther
Vielen Dank, dass Du all diese wunderbaren Eindrücke mit uns teilst! Der Orient ist wirklich etwas sehr besonderes. Die kulturelle und kulinarische Vielfalt sind ebenso facettenreich, wie die vielen sprachlichen Unterschiede seiner arabisch-sprachigen Menschen. In über 20 Ländern ist Arabisch offizielle Amtssprache. Spannende Infos über diese alte Sprache, die auch die deutsche Sprache beeinflusst hat sowie Hörproben verschiedener arabischer Sprachvarietäten, gibt’s in diesem Blog, viel Freude damit und LG:
https://www.stimmenkartei.de/Sprachen/native-speaker-arabisch.html
Hallo Natascha! Vielen Dank für den Link und den Kommentar! Ich habe Arabisch studiert und freue mich immer über neuen Input 🙂 Liebe Grüße, Esther